Filme Walter Marti / Reni Mertens


Requiem

1993, 35mm Farbe, 81 Minuten, Dolby stereo, 1: 1.66, 

Plakat

Eindringliche Reise ohne Worte über die Soldatenfriedhöfe in Europa. Waren die Millionen Toten mehr als nur Kanonenfutter?

Musikalisches Filmgedicht ohne Worte. Eine Reise zu den europäischen Soldatenfriedhöfen. Das Friedhofssystem gleicht einer militärischen Organisationstabelle: ein friedlich wirkender, wohlgeordneter Irrsinn. Immer noch liegen die Toten nach Nationen getrennt.  Ein Requiem für die Millionen Soldaten aller Nationen, die im vergangenen Jahrhundert auf Europas Schlachtfeldern sterben mussten. Gräber, Gräber, Gräber: ein unheimlicher Sog in Fragen, Schmerz und Nachdenklichkeit. 

»Ehre den Toten: Das unterscheidet den Menschen vom Tier, ist ein urzeitliches Humanbedürfnis, das seit der Antike auch in der Geschichte der Kriege schriftlich belegt ist. Wie verschiedenartig die Ehrung der Gefallenen national gestaltet und empfunden wird, ist ersichtlich in unserem Film. Wir haben die Nationalitäten absichtlich vermischt, denn das Los war für alle das selbe. …
Vor der repetitiven Eskalation der Gewalt im menschlichen Zusammenleben versucht unser "Requiem", Geschichte andersherum zu betrachten und dem Zuschauer die Freiheit zu lassen, sich durch eigene Überlegungen und Empfindungen mit dem Schauspiel, versagender menschlicher Vernunft, auseinanderzusetzen.« Reni Mertens


Regie: Walter Marti / Reni Mertens
Kamera: Urs Thoenen
Musik:  Léon Francioli
Ton:  Jean-Claude Gaberel
Schnitt: Edvige Ochsenbein
Mitarbeit: Johannes Anders (Lichtbestimmung)
Produktion: Teleproduction
Verleih Schweiz: Langjahr Film GmbH
Festivals: Locarno 1992 (UA), Solothurn 1993, Berlinale 1993, Peking China Documentary Film Festival Mai 10
Auszeichnungen: Preis der Int. Filmkritik, Locarno 1992; Filmbewertungsstelle Wiesbaden: Prädikat besonders wertvoll; Qualitätsprämie Eidg. Departement des Innern.


Pressestimmen

Durch das intensive Zusammenwirken von Bild und Musik schafft "Requiem" einen meditativen Raum, in dem Zuschauerinnen und Zuschauer mit eigenen Bildern, Gedanken und Ängsten konfrontiert werden. Eindrücklicher ist die Hoffnung kaum zu wecken, dass es endlich gelingen möge, kriegerische Gewaltakte zwischen den Völkern zu ächten und zu verhindern. Eindrücklich nicht zuletzt deshalb, weil "Requiem" auch eine Hommage an das Leben ist: Das Grün der Bäume und Gräser, die Farbenpracht der Blumen, das Rot des Mohns und das Gelb des Löwenzahns, haben eine leuchtende, ja betörend lebensstrotzende Intensität. "Requiem" ist ein Film von – leider wahrscheinlich noch lange – brennender Aktualität. 

Franz Ulrich

"Requiem" erzwingt die Stille und erweckt durch die Verflechtung von Bildern und Musik die hartnäckige Stimme eines durch das Vergessen beschädigten Gedächtnisses. Hundertzwanzig Millionen Tote! 

Film Bulletin, Jean Perret

Mertens-Marti veranstalten mit ihrem Werk keine Trauerfeier. Sie zeigen, führen uns vor Augen, lassen uns sehen. Stumm, kommentarlos, schnörkelfrei ... Wo Europa "in Frieden ruht", dorthin sind sie gefahren. Was Politik in den letzten 150 Jahren auch hinterlassen hat, das haben sie gefilmt. Gefallen im Kampf, in der Erde der Friedhöfe liegend, aufgetürmt im Gebeinhaus. Pax überall. Ein eigenartiger Friedensbegriff dominiert die gigantischen Szenerien ... Kino, das sich erst im Kopf der Betrachtenden vollendet. Cinéma pur.

Tagesanzeiger, Walter Ruggle